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Orgel, Kabarett, Barbershop

Über 1200 Chorsänger trafen sich zum Kirchenmusiktag auf dem Campus der Ruhr-Uni

Der folgende Artikel aus RuhrWort (Nr.22) wurde mit freundlicher Genehmigung der Redaktion zur Verfügung gestellt.        Von Manfred Kiseier

 

 

Bochum, Sonntagmorgen, 10 Uhr. Normalerweise liegt der Campus der Ruhr-Universität zu dieser Zeit wie ausgestorben da. Höchstens ein paar Jogger und Hundebesitzer laufen zwischen den Betonbauten umher. Doch am vergangenen Sonntag bot sich den Frühaufstehern ein völlig anderes Bild. Aus allen Himmelsrichtungen und aus den Schächten der Parkhäuser strömten Männer und Frauen, Alte und Junge zusammen. Ihr Ziel: das Audimax. Über 1200 Sängerinnen und Sänger aus über 80 Kirchenchören aus dem gesamten Bistum Essen feierten ihren Diözesankirchenmusiktag.
„Seit zehn Jahren ist es das erste Mal, dass wir den Tag der Kirchenchöre im Bistum Essen wieder auf diese Weise begehen", erklärt Klaus Kottenberg, Vorsitzender des Cäcilienverbandes, der als Dachorganisation die Veranstaltung plant und durchführt. Zwar habe es in der Vergangenheit spezielle Kinder- und Jugendmusiktage gegeben, die großen Anklang fanden. Doch alle Kirchenchöre zu einem gemeinsamen Tag zusammenzurufen, sei im Laufe der Zeit auf immer weniger Resonanz gestoßen. Deshalb gab es jetzt ein neues Konzept. Traf man sich früher nach dem gemeinsamen Singen zu Wanderungen und zu Bootsfahrten vorwiegend im Sauerland, so setzt der Cäcilienverband jetzt auf eine zentrale Lage des Veranstaltungsorts mit kurzen Anreisewegen und auf ein buntes Unterhaltungsprogramm als Rahmen. Außerdem wurde der Heimvorteil - in Bochum und Wattenscheid gibt es die meisten Kirchenchöre - geschickt ausgenutzt.
Wie es sich für Kirchenchöre gehört, begann der Tag traditionell mit einer gemeinsamen Eucharistiefeier, die Weihbischof Franz Vorrath in Konzelebration mit Diözesanpräses Heinrich Peters und dem neuen Dekanatspräses von Bochum-Mitte, Pfarrer Wieland Schmidt, hielt. Zu den Klängen der großen Klais-Orgel im Audimax erschollen die Stimmen von über tausend Sängerinnen und Sängern zwischen Rhein und Lenne, die sakrale Musik aus vier Jahrhunderten präsentierten. Geprobt hatten sie das bisher nur in ihren Chören, aber nicht im großen Kreis. Doch unter der dynamisch-engagierten Leitung von Regionalkantor Hans-Joachim Dudak wuchsen die 80 Chöre zu einem einzigen zusammen. Weihbischof Vorrath dankte den Sängerinnen und Sängern für ihr Engagement und würdigte die Chormusik als einen wesentlichen Bestandteil der Liturgie, als Stimme zum Lobe Gottes.

Nach dem Gottesdienst stärkten sich die Teilnehmer im Foyer bei Tortellini mit verschiedenen Soßen. Bei Kaffee und Bier gab es reichlich Gelegenheit zu gegenseitigem Austausch und angeregten Gesprächen. Das „Grummer Blech", eine ökumenische Bläsergruppe aus Bochum, und das Pfarr-Blasorchester St. Pankratius aus Oberhausen-Osterfeld sorgten mit einem bunten Strauß beliebter und bekannter Melodien für Kurzweil. Stadtdechant Propst Hermann-Josef Bittern, der erst jetzt an dem Kirchenmusiktag teilnehmen konnte, freute sich über ein Wiedersehen mit seinem alten Kirchenchor aus Kierspe. „Alle sind sehr zufrieden", zog er eine Zwischenbilanz des Tages.
Doch das Unterhaltungsprogramm sollte noch eins draufsetzen. Zunächst stellten die Regionalkantoren Friedrich Storfinger (Bottrop/Gladbeck) und Hans-Jürgen Nober (Essen) die Orgel von ihrer heiteren Seite vor. „Ich versichere Ihnen, dass die beiden die Stücke wirklich auf dieser Orgel gespielt haben und nicht heimlich eine Kirmesorgel zu Hilfe genommen haben", scherzte Vizevorsitzende Gabi Bade, die durch das Programm führte.
Es folgte eine einstündige Gala von Thomas Freitag. Der Künstler, bekannt aus zahlreichen TV-Sendungen und dem Ensemble des Düsseldorfer Kommödchens, zündete ein Feuerwerk des politischen Kabaretts. Er glänzte mit seiner bekannten Parodie auf Willy Brandt, Herbert Wehner und Franz-Josef Strauß, die von Wolke sieben aus das politische Treiben in Berlin beobachten und kommentieren.
Aktuelle Bezüge zur Tagespolitik sorgten für Heiterkeit im Publikum.
In seiner mit viel Applaus bedachten Schlussnummer näherte sich Freitag wieder dem Genre der Kirchenchöre an. Er präsentierte als Marcel Reich-Ranicki eine gesungene Grammatik am Beispiel des Liedes „Wir versaufen unserer Oma ihr klein Häuschen".
Damit war quasi die launige Überleitung zum letzten Programmpunkt gegeben, der Barber-shop-Musik von den „Bad Boys" unter der Leitung von Dr. Hans Frambach. Humorvoll und mit einem Schuss Selbstironie trugen sie ihre Songs vor, die Elemente von Jazz, Show und Schlager zugleich umfassten. Als „Weltpremiere" wurden sie dazu bei einigen Stücken von der Orgel begleitet.
Mit minutenlangem begeistertem Applaus verabschiedete das Publikum die stimmgewaltige Dortmunder Truppe und ein unbekannter Kirchenchorsänger seufzte: „Von denen könnten wir auch noch ein paar Stimmen in unserem Chor gebrauchen.